Zur Vater-Tochter-Beziehung in Familien mit postmigrantischem Hintergrund: Deniz Ohdes Streulicht und Dilek Güngörs Vater und ich
- Autori: Di Bella, Arianna
- Anno di pubblicazione: 2023
- Tipologia: Articolo in rivista
- OA Link: http://hdl.handle.net/10447/634233
Abstract
Die Zahl der in Deutschland geborenen AutorInnen mit einem (post)-migrantischen Hintergrund, die sich erfolgreich in der deutschen literarischen Szene behaupten, ist in den letzten Jahren ständig gewachsen. Obwohl sie Deutschland als Heimat und das Deutsche als Muttersprache betrachten und oft sogar das Herkunftsland der Eltern kaum kennen, widerspiegeln sich die Effekte der migratorischen Erfahrungen der Eltern auch in ihren Leben bzw. in dem gelegentlich auftauchenden Gefühl, zu der deutschen Gesellschaft nicht ganz dazuzugehören oder in der Überzeugung – bezüglich des gesellschaftlichen Aufstieges – höhere Performances als die autochthone deutsche Bevölkerung zeigen zu müssen. Motive, die zum Beispiel in den Werken Streulicht, 2020, von Deniz Ohde und Vater und ich, 2021, von Dilek Güngör vorkommen. Zu diesem unruhigen Gemütszustand kommt aber bei den Protagonistinnen der zwei Romane auch die schwierige Beziehung mit den Eltern hinzu, von denen sie keine Hilfe in ihrem Identifikationsprozess erwarten können und auch sehr distanziert bleiben. Besonders ist es der Vater, Deutscher oder nicht, der eine gewisse Distanz zu den Kindern einnimmt und unfähig scheint, sie wirklich zu verstehen. Der Beitrag fokussiert sich auf die Romane Streulicht von Ohde und Vater und ich von Güngör, die erlebte (und reflektierte) Tochter-Vater-Beziehung der zwei Erzählerinnen zu analysieren. Warum bleiben die Väter den Töchtern so fremd? Kann man in den Romanen von einer echten Vatersuche sprechen bzw. sind in den Plots zaghafte Versuche zu einer Annäherung zu finden oder ist vielmehr in beiden Texten von einem endgültigen Abschied die Rede? Welche Rolle spielen das Arbeitsmilieu der Eltern sowie die Lebenswelt einer am Rand stehenden Familie mit migratorischen Hintergrund in der aus Sicht der Tochterfigur dargestellten schwierigen Beziehung?